Heimkinobau – Wichtige räumliche Gegebenheiten

Hallo zusammen,
in meiner Beitragsreihe zur Heimkinoplanung (Heimkinobau – Was ist bei dem Bau eines Heimkinos zu berücksichtigen?) stelle ich die wesentliche Punkte vor, die bei der Planung und dem Bau eines eigenen Heimkinos zu berücksichtigten sind. In diesem Beitrag widme ich mich der Frage, welche räumliche Gegebenheiten bei der Planung zu berücksichtigen sind.

Heimkinoraum vs. Wohnkino

Zuerst einmal müsst ihr euch die Frage stellen, ob es eine Integration in das Wohnzimmer bzw. ein Multifunktionsraum werden soll oder ob ein eigener Raum rein für ein eigenes Heimkino zur Verfügung steht?

In einem eigenen Raum müssen meiner Meinung nach weniger Kompromisse in puncto Raumgestaltung, Lautsprecherpositionierung und Akustik gemacht werden. Kurz gesagt, man(n) kann sich komplett austoben und muss auf niemanden bzgl. der Gestaltung und Einrichtung Rücksicht nehmen. 🙂 Die Wände können schwarz gestrichen, ein Kinopodest für die Bestuhlung gebaut und weitere Akustikelemente wie Bassfallen und Absorber angebracht werden.

Ein Wohnzimmer lässt sich aber auch gut in ein Wohnkino transformieren. Man muss sich nur die Frage stellen, wie weit man gehen bzw. wie viele Kompromisse man machen möchte. Möchte ich z.B. schwarze Wände im Wohnzimmer oder soll es eine „unsichtbare“ Lösung werden und was sagt eigentlich mein Budget dazu? Und noch wichtiger: Habe ich eigentlich den WAF (Woman Acceptance Factor) berücksichtigt?! 🙂

Ich bevorzuge daher die Lösung in einem eigenen Raum und habe das bei mir auch so umgesetzt.

Seit ihr in der komfortablen Situation und befindet euch in der Vorbereitung eines Hausbaus solltet ihr euch so früh wie möglich Gedanken für euer Heimkino machen. Für die Entscheidung, in welchem Raum ihr nun euer Heimkino einrichten wollte, solltet ihr euch mit folgenden Punkten zunächst beschäftigen.

Der optimale Raum

Welche grundlegenden Punkte sind für einen optimalen Raum zu berücksichtigen? Die folgenden Punkte können für einen eigenen Heimkinoraum aber auch für ein Wohnkino berücksichtigt werden.

Raumgröße

Das ist ein schwieriges Thema. Wie groß nun ein Heimkino mindestens sein muss, sollte jeder für sich entscheiden. Von 10m² bis open end gibt es eigentlich alles. Ich habe für mein Heimkino einen 30 m² großen Raum. Ich persönlich finde die Größe super. Der Raum bietet genügend Platz, wenn ich mit mehreren Leuten einen Film schauen oder eine Runde zocken möchte. Die Sitzposition hat genügend Abstand zur Front, so dass eine große Leinwand möglich ist, aber auch ausreichend Platz zur Rückwand vorhanden ist. Dadurch habe ich keine Probleme mit den hinteren Lautsprechern (in meinem Fall die Surround-Backs).

Raummaße

Ihr solltet darauf achten, dass keine Seitenlänge ein Vielfaches einer anderen ist. Was heißt das nun genau?
Beispiel: Falls eine Wand 4 m breit ist, ist es problematisch, wenn die andere Seite 4, 8 oder 12 Meter lang ist. Es sind nicht nur die Seitenwände zu berücksichtigen, sondern auch die Deckenhöhe. Aber warum solltet ihr diese Regel berücksichtigen?
Der Schall breitet sich wellenförmig aus und wird von den Wänden reflektiert. Treffen zwei Tiefton-Wellen aus verschiedenen Richtungen mit ihrer halben, ganzen oder vielfachen Wellenlänge aufeinander, überlagern sie sich. Es kommt zu Raummoden (sog. stehende Wellen). Und was bedeutet das nun für mich?
Der Bass dröhnt entweder oder ist kaum bis gar nicht zu hören (Bassloch). Sofern kein anderer Raum zur Verfügung steht, sollten gesonderte Maßnahmen wie ein DBA (Double Bass Array) einplant werden.

Mischlösung: Raum mit integrierter Bar oder ähnliches

Aus akustischer Sicht ist es natürlich besser, wenn ein Heimkinoraum als „reines“ Heimkino genutzt wird. Dies möchte man aber manchmal nicht. Dann solltet ihr darauf achten, dass die beiden Bereiche (hier in diesem Beispiel Bar und Heimkino) gut von einander abgetrennt werden können, z.B. durch verschiebbare Elemente, Raumteiler oder Vorhänge. Damit könnt ihr den Heimkinobereich beim Filmeschauen künstlich minimieren und müsst z.B. nicht den gesamten Raum schwarz streichen, wenn ihr das nicht möchtet.

Technikraum

Mögt ihr gern ein „cleanes“ Heimkino, d.h. ihr wollt keine Technik im Heimkino sehen und z.B. nicht von den „grellen“ Lichtern der Technik abgelenkt werden? Dann macht euch bitte Gedanken über einen Technikraum. Eine schöne Lösung für ein Heimkino. Natürlich solltet ihr euch dann aber auch Gedanken über die Länge des HDMI-Kabels machen. Ab 10 Meter wird es extrem kritisch und es kann zu Übertragungsfehlern kommen oder das Bild bleibt komplett schwarz. Ja ich weiß, wir wollen alle den besten Schwarzwert, aber nur Schwarz wollen wir dann doch nicht. 🙂

Ihr könntet zwar einen Repeater* zur Signalverstärkung einsetzen, aber hierbei handelt es sich meiner Meinung nach um eine Kompromisslösung. Außerdem ist auch nicht klar, ob es problemlos funktioniert. Falls ihr es dennoch nicht vermeiden könnt, dann testet es bitte im Vorfeld.

Vorteile eines separaten Technikraums:

  • Keine störenden Geräusche durch die verschiedenen Geräte
  • ggf. kurze HDMI-Kabel, wenn Beamer ebenfalls mit im Technikraum bzw. Technikraum gegenüber der Leinwand
  • „Echtes“ Kinofeeling durch „cleanes“ Heimkino
  • Keine störenden Lichter der Geräte
  • Umsetzung eines Wohnkinos könnte erleichtert werden

Nachteile:

  • Höherer Platzbedarf
  • ggf. größerer Arbeitsaufwand, da Heimkino geteilt werden muss
  • ggf. höhere Kosten

Wenn ihr eigentlich euren Beamer nicht sehen und vor allem nicht hören wollt, ihr aber keinen Wanddurchbruch zum Technikrau machen wollt, könnte eine Hushbox genau das Richtige für euch sein. Eine Hushbox ist ein Schallschutzgehäuse für euren Beamer. Diese lässt sich auch gut für 200,- € bis 300,- € und etwas handwerklichem Geschick selbst erstellen.

Elektrik

Die Elektrik spielt natürlich auch eine entscheidende Rolle. Wie heißt es so schön: Steckdosen kann man nie genug haben. Das gilt natürlich auch für das Heimkino. Plant euch genug Steckdosen ein. Wichtig dabei finde ich auch, dass ihr sie nicht zu hoch einplant. Der gängige Standard sind 20 – 30 cm vom Boden. Das finde ich persönlich schon etwas zu hoch, insbesondere an der Front. Wenn ihr z.B. wie ich euer Heimkino im Keller plant, ist es wahrscheinlich, dass ihr keine 2,60m Deckenhöhe habt und somit, wenn ihr eine große Leinwand möchtet, diese etwas tiefer hängt. Daher würde dann noch gut, ein Lowboard unter die Leinwand passen und die Steckdosen wären ebenfalls noch von diesem verdeckt. Ansonsten könnt ihr euch die Steckdosen auch seitlich oder gegenüber der Leinwand, sofern ihr keinen gesonderten Technikraum habt, einplanen.
Da die Technik im Heimkino gerne auch mal ein wenig ausufern kann, können schnell viele Geräte zusammenkommen (z.B. eine Endstufe pro Lautsprecher). Daher bietet es sich an, sofern es bei euch noch realisiert werden kann, mehrere Stromkreise für euer Heimkino einzuplanen (z.B. Trennung in Audio und Rest 🙂 ).

Heimkino vs. Wohnkino – Zusammenfassung Vor- und Nachteile

Ich habe euch abschließend ein paar Vor- und Nachteile von einem eigenen Raum im Vergleich zu einer Integration in einen anderweitig genutzten Raum zusammengestellt:

Heimkino im eigenen Raum

  • Gestaltung völlig frei >> keine Kompromisse
  • Lautsprecher können perfekt positioniert werden
  • Sitzposition kann frei gewählt werden
  • Neben Kosten für die Technik auch Kosten für die Raumeinrichtung und -gestaltung, die nicht zu vernachlässigen sind
  • Raumakustik lässt sich optimal einsetzen (im Keller jedoch aufwendiger aufgrund Betonwänden)
  • Kino im Keller – i.d.R. können höhere Lautstärken gefahren werden, ohne andere Mitbewohner/innen zu stören
  • Kino im Keller – Maßnahmen gegen Schimmelbildung sind ggf. zu beachten

Wohnkino

  • Gestaltung kann i.d.R. nicht vollständig auf Kino abgestimmt werden (z.B. Schwarze Wände)
  • Kosten beschränken sich zunächst auf die Technik
  • Lausprecher können ggf. nicht perfekt positioniert werden
  • Sitzposition ggf. nicht frei wählbar (Abstand Rückwand etc.)
  • Raumakustik wird ggf. aufgrund Wohnzimmerfeeling vernachlässig (ist jedoch auch hier empfohlen)

Fazit

Wie er seht, gibt es nicht unbedingt den perfekten Raum. Es gibt einfach gewisse Punkte, die zu beachten sind, dann lässt sich ein super Heimkino in einem eigenen Raum oder im Wohnzimmer als Wohnkino schon sehr gut umsetzen.

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